02.03.2019

 

Emotionale Führung

 

 

 

 

Zum Begriff „Leadership“

 

 

Der Begriff „Leadership“ geht letztlich auf den Harvard-Professor John P. Kotter und sein 1990 im Free-Press-Verlag erschienenen Buch „A Force For Change: How Leadership Differs From Management“ zurück. Hier erläutert er, Management stehe eher für das Optimieren von Abläufen, Leadership bedeute dagegen, die Geführten mit Visionen zu inspirieren und zu motivieren. Ein guter „Leader“ im Kontext von Schule heute vereint beide Seiten in einer Person.

 

Nahm noch vor zwei Jahrzehnten die Schulleitung keine aktive und gestaltende Rolle ein, sondern war ausschließlich reaktiv und administrativ tätig, kann lediglich Exekutieren von Vorgaben den Zielsetzungen eines modernen Schulmanagements nicht mehr entsprechen. Die Schulleitung braucht heute ein Aufgabenverständnis, das weit über traditionelle Tätigkeiten wie etwa Schule verwalten, organisieren und repräsentieren hinausreicht. Es gilt neue Antworten auf den gesellschaftlich und politisch veränderten Kontext von Schule zu finden. Eine Schule leiten heißt heute – in Zeiten autonomer Schulentwicklung – Perspektiven für die Entwicklung der jeweiligen Schule zu erarbeiten, aber auch dafür zu sorgen, dass das Kollegium die Schulentwicklung mitträgt und Verantwortung dafür übernimmt.

 

 

 

 

Leadership digital

 

 

Das Lernen in Schulen wird zunehmend durch die Digitalisierung verändert. Hierauf müssen die Schulen ihre Schülerinnen und Schüler vorbereiten und ihnen die nötige Medienkompetenz vermitteln. Der „Digitalpakt Schule“ soll nun die digitale Infrastruktur an Schulen fördern und so die Voraussetzungen dafür schaffen. Damit wird ein Wandel angestoßen, der nicht nur auf die Schulleitung, sondern auf aller am Schulleben Beteiligten Einfluss hat. Während die Schulleitung sich vor allem der Herausforderung der Implementierung eines schuleigenen Medienkonzeptes zu stellen hat, haben sich die Kolleginnen und Kollegen mehr als zuvor mit ihrer neuen Rolle als Lernbegleiter und -berater in einem zunehmend von Konzepten des selbstständigen Lernens geprägten Unterricht auseinanderzusetzen.

 

 

 

 

 

Projekt "Arbeitsplatznahe Leadership-Trainings"

 

 

Mit der Website „Leadership-Trainings für Schulentwicklung“, erreichbar per Login unter https://leadership-trainings.vcrp.de/, bietet die Technische Universität Kaiserslautern zwanzig verschiedene Selbstreflexionscheck-, Persönlichkeitsentwicklungs- und Achtsamkeitsübungs- sowie Kommunikationsleitfadentools an.

 

Ziel ist eine digital gestützte professionelle Begleitung von (angehenden) Schulleiterinnen und Schulleitern in ihrem täglichen Tun und Handeln zwecks Förderung ihres emotionalen Reifungsprozesses und somit ihrer Führungskompetenzen. Hierzu werden Ergebnisse und Prozesse in der persönlichen Weiterentwicklung ausgewertet und statistisch dargestellt.

 

 

Der Schwerpunkt liegt auf der Selbstreflexion, denn diese Fähigkeit ist für (angehende) Schulleiterinnen und Schulleiter besonders wichtig. Sie sollten in der Lage sein die Vorgänge an ihrer Schule, insbesondere im Kollegium, zu identifizieren und mögliche Missstimmungen dahingehend zu analysieren, ob sie selbst durch ein bestimmtes Verhalten oder eine Äußerung irgendetwas ausgelöst haben oder ob jemand oder etwas Anderes der Auslöser dafür war. Nur so lässt sich das soziale Geschehen im Kollegium und letztlich auch an der Schule insgesamt steuern.

 

Einige Tests sind hier so auch so konzipiert, dass neben der Selbsteinschätzung auch die Einschätzung anderer Personen eingeholt werden soll; so kann ein Vergleich der beiden Sichtweisen Ausgangspunkt weiterer Reflexion sein.

 

 

Die Achtsamkeitsübungen sollen den (angehenden) Schulleiterinnen und Schulleitern im sinnvollen Umgang mit den eigenen Kräften schulen und langfristig mehr Zufriedenheit und Freude an der Arbeit und auch im privaten Leben bescheren. Ein achtsamer Mensch ist nicht nur körperlich, sondern auch mental im Hier und Jetzt und konzentriert sich darauf, was gerade außerhalb der Gedanken ist, ohne dieses zu bewerten. Er identifiziert sich nicht völlig mit den eigenen Gefühlen und Gedanken, sondern hält einen gewissen Abstand dazu, so dass zunehmendes Vertrauen entsteht, dass sich sogar die größten inneren Dramen wieder auflösen lassen. Auf diese Weise wird das allgemeine Wohlbefinden gesteigert.

 

Um seinen Job gut machen zu können, ist es weiterhin notwendig, erkennen zu können, was das Gegenüber – sprich Kollegen, Betriebe, Behörden etc. – möchten und in der Lage zu sein, verständlich darauf zu reagieren. Darum ist schließlich ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit für (angehende) Schulleiter unerlässlich. Hier können entsprechend die Kommunikationsleitfäden behilflich sein.

 

 

Die Website „Leadership-Trainings für Schulentwicklung“ gibt insgesamt gute Denkanstöße und kann (angehenden) Schulleiterinnen und Schulleitern mit ihren Fragepools, Übungsaufgaben und Leitfäden sicherlich gut auf ihrem Weg zur Professionalisierung begleiten.

 

 

Leider gibt es noch einige kleinere technische Mängel. So funktioniert die an sich einladende Startseite, die mit eingängigen Slogans und eindrucksvollen Hintergrundbildern wirkungsvoll auf die Themenkomplexe einstimmt, nicht mit jedem Browser, und nach dem Login erscheinen zwei Skalen zur Erfassung von derzeitigen Emotionen, deren genaue Funktion dem Benutzer unklar bleibt. Aber dennoch kann man beim Projekt "Arbeitsplatznahe Leadership-Trainings" von einem gelungenen Projekt sprechen.

 

 

Lieber würde ich persönlich das Programm allerdings nutzen, wenn es bequem als App (z.B. für Android-Geräte über den Google Play Store) zu beziehen wäre – so wie auch die ebenfalls von der Technischen Universität Kaiserslautern herausgegebene und gut als Ergänzung dienende Stress-Management-App „Stress-Mentor“ (Link zum Download im Google Play Store: https://play.google.com/store/apps/details?id=de.wearhealth.mentor).

 

 

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